Als ob Genre-Definitionen nicht ohnehin schon notorisch unmöglich wären! Beim Horror wird es richtig knifflig, und das fängt schon beim Begriff an, dessen Grenzen Richtung Thriller und Krimi einerseits und Richtung Gothic Novel und Phantastik andererseits ziemlich verschwommen sind.
Natürlich finden sich in unserem Horror-Regal die Namen, die man zuerst mit im Angstschweiß durchwachten Lesenächten verbindet – Stephen King, der Hellraiser-Schöpfer Clive Barker und gnadenlose Autoren wie Brian Keene und Richard Laymon. Doch schon da fängt die Verunsicherung an – Gehört Stephen Kings Hauptwerk, die Dunkler-Turm-Reihe, vielleicht doch eher ins Fantasy-Regal? Um das King-Werk nicht zu zerreißen, haben wir uns hier letztendlich doch für die Horror-Abteilung entschieden, aber die Frage beschäftigt uns immer wieder ...
Die großen Vorläufer des modernen Horrors dürfen natürlich auch nicht fehlen, und wohl keiner von ihnen hatte mehr Einfluss auf das Genre als H.P. Lovecraft mit seiner Cthulhu-Mythologie und seinem Konzept des kosmischen Grauens – deshalb nimmt Lovecraft bei uns nicht nur ordentlich Regalplatz ein, sein Einfluss durchstrahlt auch weit darüber hinaus unsere gesamte Buchhandlung ... aber auch weniger bekannte Klassiker finden sich bei uns, beispielsweise Robert W. Chambers mit seinem König in Gelb. Und natürlich gibt es auch Bram Stokers Dracula und Mary Shelleys Frankenstein (obwohl – gehört letzterer nicht in die SF ...?)
Einiges, was in unserem Horror-Regal vertreten ist, erwartet man vielleicht nicht in den Niederungen der Gruselecke: Michail Bulgakows Meister und Margarita etwa, oder die Werke von E.T.A. Hoffmann. Aber da auch diese Bücher voller Teufel und schwarzer Künste stecken, sind sie hier tatsächlich gut aufgehoben.
Bei der sogenannten Urban Fantasy müssen wir ebenfalls immer wieder Entscheidungen treffen – Jim Butchers knallharte und leicht augenzwinkernde Reihe Dresden Files ist dank hoher Vampir- und Werwolf-Population im Horror gelandet, ebenso Charlaine Harris’ True Blood-Romane. Gleiches gilt für Sergej Lukianenkos Wächter der Nacht.
Schließlich ist das Horror-Genre auch seit jeher ein Hort der Kurzgeschichte – Grauen lässt sich eben oft am besten auf kurzer Strecke konsequent bis zum Höhepunkt schrauben, wie Autoren wie der schon erwähnte Clive Barker oder Laird Barron beeindruckend beweisen. Und gerade experimentelle und abseitige Geschichten deutschsprachiger Autoren finden ihren Platz oft in den von einer regen Kleinverlagsszene herausgegebenen Anthologien und Sammelbänden. Hier tummeln sich oft auch Stars der deutschsprachigen Fantasy wie Markus Heitz und Boris Koch auf Ausflügen in den Abgrund – und Tobias O. Meißner hat mit Hiobs Spiel (bisher 3 Bände) einen Erschütternden Zyklus von Novellen und Kurzgeschichten vorgelegt, den man wohl mit Fug und Recht als sein Hauptwerk bezeichnen darf.
Die Schrecken sind also vielfältig – und täglich werden neue geboren und finden ihren Weg zu uns!