Wenn deine Welt zu klein ist - Buchhandlung Otherland Berlin

Frisches aus dem Geschäft

Charles Stross im Otherland

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Wir sind ja immer wieder ein bisschen nervös, wenn Autoren zum ersten mal zu uns ins Otherland kommen: klappt alles? Kommen genug Leute? Wird die Stimmung gut? Die beste Bestätigung, das wir was richtig machen ist dann, wenn Autoren wieder kommen, oder wie im Fall von Charles Stross, zum dritten Mal, am 10. September 2018.

Dabei war Stross' erster Auftritt im Otherland eher unspektakulär: er kam einfach eines nachmittags ins Otherland gewandert und lief an mir vorbei. Sicher kennt ihr das ja alle: man sieht jemand und denkt sich „War das eben nicht George Clooney“ oder „Die sah grade aus wie Frau Merkel“. Meistens sehen sie aber eben nur so aus. Wenn aber einer in nen Science Fiction, Horror und Fantasy-Buchladen kommt, der aussieht wie Charles Stross und dann auch noch zu den englischen SF-Büchern geht und die Bücher von Charles Stross durchstöbert, sind die Chancen gut, dass er echt ist.

Ich also hin zu ihm: „Hallo, Du siehst aus wie...“
„Ja, bin ich. Macht es euch was aus, wenn ich meine Bücher signiere?“

Zum dritten Abend mit Charlie kam er mit seiner Frau pünktlich um 20:00 – ich hatte mir schon den Notfallplan überlegt, den Abend mit Hannes (Riffel) zu bestreiten, falls er nicht auftauchen sollte (dabei versicherten mir alle Twitterverbundenen, dass er auf dem Weg ist).

Das Otherland war voll. Ich hatte mit etwa 30 Leuten gerechnet, da waren dann um die 60 und selbst Charlie war erstaunt: „They must read my books in English since there is almost nothing available in German.“

Nach einem kurzen Intro, in dem ich auch die Geschichte seines ersten Inkognito-Besuchs erzählte und Charlie lachend erklärte, dass er immer versucht überall seine Bücher zu signieren, damit die Buchläden sie verkaufen müssen, übernahm er souverän den Abend.

Beim Vorgespräch meinte er noch zu mir, dass er nicht von 20:00 bis 21:30 reden wolle, das sei ihm zu lang (um 22:00 hatten wir ja eine Tischreservierung im Dolden-Mädel).
Als ich ihn dann um 21:30 unterbrach, um ihm zu sagen, dass er langsam anfangen muss zu signieren, war er mehr als baff, dass die zeit schon um war :)

Charlie zuzuhören ist wie Wikipedia auf Erzählmodus schalten. Egal welches Stichwort (oder auch keines), er plaudert so unterhaltsame faktenbasiert, dass man ständig das Gefühl hat, etwas zu lernen, während man lacht. Brexit, Trump, Buchverlage, Autoren, Verlagswesen und Science Fiction – nachdem er aus seinem noch nicht veröffentlichten neuen Laundry Files-Buch gelesen hatte, ließ er kaum ein Thema aus. Nach anderthalb Stunden hatte man als Zuhörer den unwiderstehlichen Wunsch, Onkel Charlie mindestens einmal in der Woche zuzuhören und sich die Welt mit unterhaltsamen Fakten erklären zu lassen. Up to date nerdy sein – irgendwo zwischen Big Bang Theory und Tagesschau.

Dann ging alles ratzfatz, signieren, pinkeln, Jacke anziehen und ab zum Dolden-Mädel, ein Brauhaus etwa 10 Minuten vom Otherland entfernt, insgesamt 20 Leute in Ork-Formation im Schlepptau. Obwohl ich im Dolden-Mädel reserviert und vereinbart hatte, mich etwa 30 Minuten vorher nochmal zu melden, um die genau Anzahl durchzugeben (was ich auch brav machte) wurden wir von einem angepissten Mitarbeiter empfangen. Als ich dann noch sagte, dass wir gerne einzeln zahlen knurrt er: „Na Du bist ja ein Schätzchen.“ Aber wir bekamen Bier. Immerhin.

Und wieder mal ein Abend, an dessen Ende ich nach 16 Stunden Otherland genau weiß, warum wir das Otherland machen: wegen seinen Kunden und den Autoren. Dank an Christian und Caro für die Hilfe!

Danke!

Eure Otherland-Crew

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