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Der Otherland-Adventskalender - 21. Wurmloch

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Die Tipps aus unserem Weihnachts-Sondernewsletter sind erschöpft - wir sind es aber noch lange nicht, und so geht es hinter dem 21. Wurmloch in den Endspurt mit einem zwar weder brandneuen noch brandgeheimen Titel, aber einem der uns schon lange unter den Nägeln brennt und über den wir jetzt dringend mal ein paar Worte mehr verlieren müssen!

Jeff Vandermeer

Borne

verlag antje Kunstmann Euro 22,00

Mein Weihnachtsgeschenk an mich dieses Jahr: ich lese ein Buch von Jeff VanderMeer. Ich bin ein Riesenfan nicht nur seiner Southern-Reach-Trilogie, sondern auch seiner Ambra-Geschichten (mit Stadt der Heiligen & Verrückten und Shriek sind zumindest zwei dieser Romane auf Deutsch erschienen). Aus irgendeinem Grunde habe ich die Lektüre von Borne allerdings aufgeschoben. Dumm von mir! Jetzt lese ich diese wunderbare postapokalyptische Geschichte über Elternschaft, in der das „Kind“ ein seine Gestalt wandelndes Wesen ist, das in seiner „normalen“ Form aussieht wie eine umgedrehte Vase, aus der Tentakel kommen. Ab und zu wandern verschiedene Arten von Augen (Vogelaugen, Fischaugen, Menschenaugen) über seinen Körper. Würdet ihr glauben, dass dieses Geschöpf einem ans Herz wachsen kann? Es ist jedenfalls deutlich liebenswerter als der Kaiju-große fliegende Bär, der über der Stadt schwebt …

Ich komme hier mit den großen, wilden Ideen von Borne an, um euch zu ködern, aber der Kern der Geschichte reicht natürlich tiefer: Zu einer ehrlichen Darstellung von Elternschaft (insbesondere derjenigen Aspekte, die einem Angst einjagen) und zu drückenden politischen Fragen – beispielsweise bezüglich einer Hauptfigur, die ihr Leben auf der Flucht vor sozialen und ökologischen Katastrophen verbracht hat, sich aber noch vage daran erinnern gab, dass es Zeiten gab, in denen man in Restaurants essen oder gar zur Schule gehen konnte … Die Geschöpfe und Landschaften von Borne sind absurd, aber die Psychologie der Figuren des Romans (einschließlich einiger der Geschöpfe) ist so greifbar und nahe an uns dran, dass es wehtut – auf diese besondere und gute Art, auf die ein gutes Buch wehtut.

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