Mit Tobias O. Meißner in den Dungeon Planet
| von Simon | (Kommentare: 1)
Zwei Tage nach dem für uns ungewohnten Großspektakel mit dem chinesischen SF-Star Cixin Liu in der Heilig-Kreuz-Kirche geht es für uns erst einmal – vermeintlich – wieder in gewohnte Bahnen. Wir haben eine Lesung bei uns »zu Hause«, im Otherland, holen unsere 30+ Stühle aus der Gruft unter unseren Verkaufsräumen herauf, bestuhlen, richten die Getränkebar ein, so wie wir es schon so oft gemacht haben. Und als Gast erwarten wir jemanden, für den wir das auch schon oft gemacht haben: Tobias Meißner hat im Otherland schon viele seiner Bücher vorgestellt, erst zuletzt im März dieses Jahres den vierten Teil von Hiobs Spiel: Weltmeister.
Es ist dann Tobias, der dafür sorgt, dass die Lesung keine »Routineveranstaltung« wird, denn er hat seinen neuen Roman Dungeon Planet im Gepäck, und im Verlauf der knapp einstündigen Lesung vor vollem Otherland fackelt er ein Feuerwerk aus Sense-of-Wonder-SF vor uns ab. Er entführt uns in ein vom Menschen und ein paar Aliens kolonialisiertes Weltall des sechsunddreißigsten Jahrhunderts, in dem es fröhlich kapitalistisch und auch sonst sehr »menschlich« abgeht, und folglich lassen die circa sechstausend besiedelten Planeten keine Wünsche offen. Ob Ökofreak, religiöser Fanatiker, Nudist oder Surfer, für jede Nische gibt es einen Planeten. Für ein paar Wagemutige und viele Millionen actiongeiler Fernsehgucker gibt es denn auch den Planeten Laurel, eine braune durchlöcherte Kugel – die wie der von einem Käfer geformte Mistball aussieht –, in deren Gänge und Höhlen sich unzählige, mit Monstern und Fallen und Schätzen und Kameras bestückte Dungeonlevels befinden. Sie ist Austragungsort einer zuweilen tödlichen Realityshow, »Dungeoncrawler«.
Zwischen kurzen Szenen in diesem Dungeon kehrt Tobias immer wieder zum Anfang des Buches zurück. Hier wird geschildert, wie Jephron, Kapitän und Besitzer eines Frachtschiffs und Held eines legendären Dungeoncrawls, sich auf die Reise nach Laurel macht, denn es zieht ihn immer wieder in die tiefen Verliese. Und nebenbei erfahren wir, wie sich die Menschheit im All ausgebreitet hat, wie Jephron zu seinem Schiff kam, weshalb er die Musik von Curtis Mayfield liebt und zu welchen seltsamen Unfällen es beim FTL-Flug (faster than light) kommen kann. Das ist alles bildgewaltig und exotisch und wird von Tobias packend vorgelesen. Und es tauchen Querverweise und Seitenhiebe auf, die einmal mehr zeigen, dass Tobias stets um ein oder zwei Ecken mehr denkt, als es die Genrepfade vorgeben.
Mit einem fiesen Cliffhanger beendete Tobias die Lesung und stellte sich den Fragen des Publikums. Die waren recht zahlreich, und so erfuhren wir, weshalb das Vorgetragene so einen sens of wonder auslöste: Tobias bekannte, dass er sich ausgiebig bei Klassikern der SF bedient hat, dass er beim Schreiben zum Beispiel alte Raumschiffdesigns oder Bilder aus Jodorowski-Geschichten im Kopf hatte. Allerdings stehen seine Bekenntnisse auch alle im Nachwort von Dungeon Planet.
Übrigens haben wir auch erfahren, dass Neverwake, Das Paradies der Schwerter (beide vergriffen, aber in gut sortierten Privatbibliotheken eifriger SFF-Leser müssten sie sich eigentlich noch finden lassen …) und Dungeon Planet miteinander zusammenhängen.
Ich als Rollenspielnerd hätte mir zwar noch mehr Dungeonszenen gewünscht, aber diese kurze, heftige, komprimierte Reise ins sechsunddreißigste Jahrhundert hat mich schon auch beeindruckt. Und Tobias gehört zu den besten Vorlesern, die wir im Otherland erlebt haben, ganz gleich, ob er einen flotten SF-Trip vorträgt oder das Publikum mit fiesem Psychohorrot aus Hiobs Spiel so betreten macht, dass es kaum noch zu einem Applaus fähig ist.
Nach der Fragerunde gab es die traditionellen Autogramme, und einige der Besucher mussten sich zu diesem Zweck vorher noch bei uns mit Büchern eindecken. Die Stimmung war gut, und wir hatten den Eindruck, dass nicht nur wir vom Dungeon Planet angetan waren. Anschließend fanden gleich Gespräche zwischen dem Künstler und der Otherland-Crew bezüglich einer weiteren Lesung im nächsten Jahr statt. Läuft!, würde ich sagen.
Kommentare
Kommentar von Nulfeby |
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