Science Fiction ist unsere Leidenschaft und der Grund, warum es diese Buchhandlung gibt. Die aktuellen Bestseller stammen beispielsweise von Neal Stephenson, James Corey oder auch Andreas Eschbach - aber auch Klassiker und Geheimtipps werden bei uns im Laden oft zu Verkaufsrennern, darunter in jüngerer Zeit Ann Leckies mit Preisen überhäufte, gegen den Strich gebürstete Space Opera-Romane, Jeff VanderMeers subtil-unheimliche Southern Reach-Trilogie, die Werke der Genre-Großmeisterin Ursula K. LeGuin und die politisch und wissenschaftlich hochdurchdachte Hard-SF von Kim Stanley Robinson.
Science Fiction ist die Literatur der Ideen und des wissenschaftlichen Gedankenspiels − frühe Autoren sind der Franzose Jules Verne, der Brite H. G. Wells der Deutsche Kurd Laßwitz. Noch immer viel gelesen werden die frühen US-amerikanischen SF-Stars wie Isaac Asimov, Robert A. Heinlein und Arthur C. Clarke. In ihren Büchern spielt die Eroberung oder zumindest die Erforschung des Weltraums noch eine dominierende Rolle.
Das ändert sich mit den 50er und 60er Jahren; Autoren wie Joe Haldeman und Philip K. Dick setzen sich mehr mit den gesellschaftlichen Konsequenzen des sogenannten Fortschritts auseinander. Ende der 60er und im Laufe der 70er Jahre wendet sich der Blick der SF dann endgültig der Zukunft unserer Gesellschaft jenseits der Frage nach dem technisch Machbaren zu: Von Ursula K. Le Guin über Octavia Butler bis Samuel R. Delany schreibt eine neue Autorengeneration Bücher, die ganz im Zeitgeist der »New Wave« die Weltsicht ihrer Leser kritisch hinterfragt und dabei auch in Stil und Erzählweise neue Welten eröffnet.
Die 80er Jahre stehen dann ganz im Zeichen des »Cyberpunk«, eine Spielart der Science Fiction, die geradezu prophetisch die Auswüchse des Informationszeitalters vorwegnimmt. John Shirley, William Gibson und Bruce Sterling heißen hier die Vorreiter. Seither haben die typischen Elemente des Cyberpunk - virtuelle Computerwelten, die informationelle Durchdringung der Gesellschaft und der technische Eingriff in den menschlichen Körper und das menschliche Bewusstsein - in praktisch alle Spielarten der SF Einzug gehalten. Zu den aktuellen AutorInnen, die besonders stark in der Cyberpunk-Tradition stehen, gehören Neal Stephenson, Max Berry, Richard Morgan und Ian McDonald.
In den 90er Jahren beginnt der Aufstieg der »New Space Opera«, die SF kehrt in den Weltraum zurück. Die Highlights stammen von Dan Simmons und Vernor Vinge, von Peter F. Hamilton und Alastair Reynolds. Eine Spielart hiervon ist die »Military SF«, zu deren neuesten Autoren Marko Kloos und Jack Campbell gehören.
Das 21. Jahrhundert schließlich scheint es darauf abgesehen zu haben, alle Genregrenzen zu verwischen. Was in der Musikszene »Crossover« heißt, hält auch in der Phantastik Einzug. In welchem Regal sollen wir Perdido Street Station von China Miéville platzieren? (Unsere Antwort: SF) Oder Stadt der Heiligen & Verrückten von Jeff VanderMeer? (Unsere Antwort: Fantasy) MonstroCity von Jeffrey Thomas? (Bleibt ja nur noch: Horror). Von unserer namensgebenden Tetralogie Otherland mal ganz zu schweigen ... welche Romane von Margaret Atwood SF und Phantastik zuzuordnen sind, ist dagegen ein dankenswerterweise schon fast obsoleter Streit, wird doch die Grenze zwischen "Hochliteratur" und "Unterhaltungsgenres" inzwischen längst nicht mehr so scharf gezogen, wie sie ohnehin noch nie war - was jüngst übrigens auch vermehrt deutschsprachige Autor*innen von Dietmar Dath bis Georg Klein zeigen.
Gleichzeitig weitet sich der Horizont kulturell und geografisch: Mit Cixin Liu haben wir einen chinesischen SF-Bestsellerautor (der auch schon auf Einladung des Otherlands in Berlin aufgetreten ist), und für die Autor*Innen mit afrikanischem Hintergrund stehen unter anderem Nnedi Okorafor und Tade Thompson. Tatsächlich sieht es ganz so aus, als sei die SF in eine neue Blütezeit der Vielfalt eingetreten, und so stehen wir manchmal selbst staunend im Otherland vor unserer Neuheitenauslage ...